Neue Studie:
Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen
Unausgeschlafene Schüler? Laut der aktuellen DAK-Studie ist das ein Problem, denn fast jedes dritte Kind leidet unter Schlafstörungen. Besonders betroffen sind Jugendliche in den neunten und zehnten Klassen, die im Schnitt zwei Stunden zu wenig schlafen.
Prof. Dr. Ingo Fietze, Schlafmediziner und Vorsitzender von „Deutschland schläft gesund e. V.“, zeigt sich nicht überrascht vom Ergebnis der Studie, die Mitte Januar veröffentlicht wurde: Fast jedes dritte Kind leidet unter Schlafstörungen, jedes zweite klagt über Müdigkeit am Tag. Insbesondere Teenager schlafen zu wenig, so eine Studie der Krankenkasse DAK. Die Studie wurde mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in sechs Bundesländern durchgeführt. Fast 9.300 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis zehn wurden dafür repräsentativ befragt.

Schüler leiden immer häufiger unter einem Schlafdefizit.
Deutschlands Schüler kommen kaum zur Ruh‘
Ingo Fietze hat bereits in seinem Buch „Die übermüdete Gesellschaft“ analysiert, warum Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen auf dem Vormarsch sind. Für ihn spielt der Medienkonsum der nachwachsenden Generation eine Rolle. „Nicht nur wir Erwachsene erliegen häufig der Versuchung, abends bis zum Einschlafen fernzusehen oder schnell noch einmal die Mails zu checken. Auch Kinder nutzen immer mehr und immer früher die Angebote unseres digitalen Zeitalters“, sagt Fietze. „Laptop, Tablet, Handy und Spielkonsole sind Zeitfresser schon für unsere Jüngsten.“
Schlafmediziner Fietze warnt davor, das Problem Schlafmangel zu unterschätzen: „Er kann ernsthafte Probleme verursachen. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Stressempfinden.“ In der DAK-Studie gaben von den Mädchen 48 Prozent an, oft oder sehr oft unter Stress zu leiden. Von den Jungen zeigte sich ein Drittel betroffen. Der empfundene Stress nimmt mit dem Alter zu. Ein permanentes Schlafdefizit wirkt sich ungünstig auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aus. Ob Klein oder Groß – wer oft Stress empfindet, leidet häufig auch unter Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen und fühlt sich niedergeschlagen.
Jeder sechste Jugendliche schläft erst nach Mitternacht ein
Insbesondere Mädchen (23 Prozent) haben depressive Symptome beschrieben. Während jede Dritte mindestens einmal pro Woche Schlafprobleme hat, sind es bei den Jungen 24 Prozent. Fünft- und Sechstklässler schlafen meist zwischen 20 und 22Uhr ein, Neunt- und Zehntklässler mehrheitlich nach 23 Uhr. Etwa jeder sechste ältere Schüler gibt an, erst nach Mitternacht einzuschlafen.
So kommen die Jüngeren durchschnittlich auf 9,4 Stunden Schlaf pro Nacht, Zehntklässler nur noch auf 7,3 Stunden. Das seien zwei Stunden weniger als von Experten für diese Altersgruppe empfohlen, so die Herausgeber der Studie.
„In der Pubertät werden selbst genetische Frühaufsteher zu wahren Morgenmuffeln“, sagt Ingo Fietze. Haben Kinder einst ihre Eltern beim ersten Lichtschimmer aus dem Bett getrommelt, liegen sie jetzt bis mittags im Bett – wenn sie können. Wenn sie in die Schule müssen, quälen sie sich aus dem Bett und machen nach der Schule einen ausgedehnten Nachmittagsschlaf, um abends dann nicht ins Bett zu finden. Schlafmangel ist so programmiert.“
„In der Pubertät werden selbst genetische Frühaufsteher zu wahren Morgenmuffeln.”
Prof. Dr. Helmut Teschler, Schlafmediziner und Vorstand von „Deutschland schläft gesund“
Die innere biologische Uhr bestimmt unseren Chronotypen. Es gibt sogenannte Lerchen und Eulen, das ist genetisch festgelegt. Die meisten von uns liegen irgendwo dazwischen. Lerchen sind Morgenmenschen. Sie stehen früher auf, werden allerdings auch früher müde. Eulenmenschen schlafen länger, werden abends dafür richtig munter. Allerdings verändert sich der Chronotyp im Laufe unseres Lebens. So sind Kinder meist Lerchen, werden als pubertierende Teenager aber eher zu Eulentypen.

Prof. Dr. Ingo Fietze
erklärt, warum Kinder und Jugendliche immer häufiger unter Schlafstörungen leiden.
Ältere Menschen dagegen tendieren wieder zu Lerchen. „Da Jugendliche eher Eulentypen sind, sei 8 Uhr als Schulbeginn hierzulande kontraproduktiv und leistungshemmend“, meint Schlafforscher Fietze. „Unsere soziale Taktung nimmt kaum Rücksicht auf unsere Chronotypen. Der Konflikt zwischen biologischer Uhr und gesellschaftlicher Zeit führt zu einer chronischen Form von Jetlag.“
Ursache für den veränderten Teenager-Schlaf ist außerdem, dass die innere Uhr der Jugendlichen länger tickt: Ihr Biorhythmus geht über die 24 Stunden des Tages hinaus. Der Stoff im Gehirn, der müde macht, das Melatonin, wird dann im Durchschnitt zwei Stunden später ausgeschüttet. Die Teenager werden also später müde. Aufstehen müssen sie natürlich trotzdem in der Früh. Und das führt zu Schlafmangel. Erst bei Erwachsenen zeigt sich wieder die genetische Veranlagung zu frühem Vogel oder Nachteule.
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