Dr. Peter Spork ist Neurobiologe sowie Wissenschaftsjournalist und hat mehrere Sachbücher zu den Themen Schlafforschung, Schlafmedizin und Chronobiologie veröffentlicht. Im Dezember 2018 kommt sein „Schnarchbuch“ in überarbeiteter Neulauflage heraus.
1. Schnarcht man überall auf der Welt?
Dr. Spork: Aber natürlich. Überall, wo Menschen sind, wird geschnarcht. Mutmaßlich in der Steinzeit schon. Es gibt die These, in der Evolution habe sich das Schnarchen einst durchgesetzt, weil laute Geräusche Feinde und wilde Tiere wirkungsvoll auf Abstand halten sollen. Das leuchtet mir allerdings nicht ein, warum sollten Schnarchgeräusche Tiere fernhalten, ich würde eher denken, sie locken an. Zurück zur Frage: Überall, wo Menschen sich zur Ruhe legen, wird geschnarcht. In Gegenden, in denen viele Übergewichtige unterwegs sind, sicher mehr als in Regionen, in denen die Bevölkerung eher schlank ist. Schnarchen ist aber etwas zutiefst Menschliches.

Dr. Peter Spork ist Neurobiologe sowie Wissenschaftsjournalist und Autor vom “Schnarchbuch”.
Bild: Thomas Duffé
2. Den meisten Menschen jedenfalls ist es peinlich. Warum wohl?
Dr. Spork: Grundsätzlich ist der Schlaf in unserer Gesellschaft negativ belegt. Er wird mit Trägheit, vielleicht sogar mit Faulheit in Verbindung gebracht. Man spricht von „Schlafmützen“ oder „Schnarchnasen“. Das stereotype Bild eines Schnarchers wird in Zusammenhang gebracht mit jemandem, der sich gehen lässt, der einen ungesunden Lebenswandel führt, der dick und dem Alkohol zugetan ist – in aller Regel natürlich zu unrecht. Aber schon Dionysos, der griechische Gott des Weines und der Fruchtbarkeit, ein lebenslustiger, dem Alkohol und den körperlichen Genüssen eifrig zusprechender Genosse, soll sehr heftig geschnarcht haben.
„Schnarchen ist etwas zutiefst Menschliches.“
Dr. Peter Spork, Wissenschaftsautor
3. Stereotype spielen auch eine Rolle, denn Frauen ist die Schnarcherei noch peinlicher als Männern. Woher kommt das?
Dr. Spork: Schnarchen wird mit Männlichkeit in Verbindung gebracht, es gilt als unweiblich. Wie schon erwähnt – Stichwort Steinzeit: Der schnarchende Mann rettet die Frau vor wilden Tieren. Er schnarcht, damit sie geschützt ist. Und dann ist es ja so, dass Frauen bis zu den Wechseljahren deutlich seltener schnarchen als Männer. Erst nach der Menopause, wenn der Östrogenspiegel sinkt, holen die Frauen auf und schnarchen fast ebenso häufig wie Männer. Das Schnarchen ist also leider auch ein Zeichen fürs Alter.
4. Warum steht Schnarchen überhaupt in Verbindung mit Scham?
Dr. Spork: Ob Mann oder Frau – wer schnarcht, stört den Partner oder die Partnerin. Ein weiterer Punkt ist der, dass wir im Schlaf unkontrolliert sind. Denken Sie an Situationen, in denen jemand in der Bahn schnarcht. Der Mund steht offen, ein Speichelfaden ist zu sehen. In dieser Situation wirkt niemand attraktiv. Kontrollverlust ist in unserer Gesellschaft negativ besetzt.

Mehr spannende und hilfreiche Infos finden Sie im Schnarchbuch von Dr. Peter Spork.
5. Warum nervt das Schnarchen?
Dr. Spork: Es raubt den Schlaf. Es stört die Ruhe. Es hält jemanden wach, der nichts sehnlicher möchte, als Ruhe finden. Es macht einen wütend auf den Menschen, der einem nahe steht und mit dem man sein Leben teilt. Ich finde auch die Frage interessant, warum es manchmal so schwerfällt, liebevoll über den nächtlichen Lärm hinwegzuschauen, mit einer positiven Haltung sozusagen darüber hinwegzuschlafen. Stecken da vielleicht andere – uneingestandene – Probleme in der Partnerschaft dahinter, gibt es da andere Punkte, die unterschwellig aggressiv machen? Das sind alles interessante Aspekte.
Mehr Informationen zu Dr. Peter Spork finden Sie auf seiner Webseite.