Gesunder Schlaf – wer ihn automatisch genießt, weiß manchmal gar nicht zu schätzen, wie wunderbar es ist, seinen Kopf aufs Kissen zu legen, sanft einzuschlafen und am nächsten Tag munter und fit wieder aufzustehen. Wer aber unter Schnarchen leidet und die fiesen Störlaute abstellen möchte, sollte zunächst wissen, wie sie entstehen.

Bei schwerem Schnarchen sollten die Ursachen unbedingt herausgefunden werden.
Der medizinische Fachausdruck fürs Schnarchen ist „Rhonchopathie“, was schon irgendwie nach Rasseln oder Röcheln klingt. Auf manches Ohr mag der Begriff sogar gefährlich wirken. Das kann durchaus am griechischen Fachterminus liegen. „Rhonchos“ bedeutet übersetzt „Schnarchen“. Das Wort „Pathie“ deutet hingegen auf ein Leiden hin. Doch handelt es sich beim Schnarchen wirklich um einen krankhaften Zustand?
Die Antwort ist ein freundliches „ja und nein“. Für manche ist Schnarchen ein Leiden und führt sogar zu weiteren Krankheiten wie chronischem Husten, Bronchitis, Bluthochdruck oder Depressionen. Für andere wiederum ist es ein Übel, das möglicherweise an der Liebe und Zuneigung in einer Partnerschaft sägt und in der Konsequenz zu getrennten Schlafräumen führt, weil die Partnerin bzw. der Partner schnarcht.
Was sind die Ursachen für das Schnarchen?

Das Schnarchen bei Kindern sollte von den Eltern beobachtet werden.
Wieso schnarchen wir eigentlich? Die Töne bilden sich im Rachen („Pharynx“), jenem zirka zwölf Zentimeter langen Muskelschlauch in unserem Hals, in dem die Luft- und Speiseröhre noch nicht voneinander getrennt sind. Unsere Muskeln ermöglichen es, zu schlucken, zu atmen und zu sprechen.
Beim Schlafen nimmt die Spannung in diesem Gewebe aber ab, und es wird schlaff. Mit der Einengung des Schlundes ist eine Erhöhung der Luftströmung verbunden. Dann lässt der Luftstrom beim Einatmen bisweilen das Gewebe vibrieren – und das typische Schnarren des Schnarchens ertönt.
Je nach ihrem Entstehungsort können die Geräusche unterschiedlich klingen; tiefe, sonore Geräusche entstammen vor allem dem Gaumensegel und Zäpfchen, hohe, eher fauchende Töne an den seitlichen Rachenwänden und dem Zungengrund.
Engstellen in den Atemwegen sind Gründe für das Schnarchen
Warum schnarcht man? Es schnarchen vor allem jene Menschen, deren obere Atemwege vergleichsweise schmal oder instabil sind – etwa, weil die Zunge sehr groß ausgebildet ist. Oder weil der Unterkiefer weit hinten liegt und nur wenig Raum für den Pharynx bleibt. Denn solche Engstellen führen zur Beschleunigung des Atemflusses. Die Entstehung von Turbulenzen ist die Folge. Das Gewebe wird in Schwingung versetzt.
Viele Menschen schnarchen nur, wenn sie durch den Mund atmen und auf dem Rücken liegen. Dabei kann die Zunge tiefer in den Rachenraum sinken und so die Atemwege verengen. Drehen sie sich auf die Seite, gibt die Zunge die Bahn der Atemluft wieder frei, und das Schnarchen verstummt.
Ein Frage des Typs: Es gibt unterschiedliche Ursachen fürs Schnarchen
Schnarchen entsteht immer dann, wenn die anatomischen Strukturen durch den umgebenden Luftweg in Vibration oder Schwingungen versetzt werden. Man unterscheidet das primäre Schnarchen, das obstruktive Schnarchen und das Schnarchen bei Schlafapnoe, die einen unterschiedlichen Stellenwert hinsichtlich der gesundheitlichen Belastung haben.
Während das Geräusch beim primären Schnarchen wie eine Melodie der Nacht klingt, kommt es beim obstruktiven Schnarchen oft zu einer Symphonie und beim Schnarchen in Verbindung mit einer Schlafapnoe zum Phantom der Nacht, also dem Verstummen der Geräusche bei Atemaussetzern.
Die häufigsten für das Schnarchen verantwortlichen Ursachen
Schnarchen und Übergewicht
Neben der Schlafposition spielt das Körpergewicht eine entscheidende Rolle. Je mehr Volumen ein Mensch hat, je mehr Fett lagert sich im Rachen ab und desto enger wird der Schlund. Abnehmen gilt daher als erster Schritt, um die störenden Geräusche im Schlaf zu verringern. Der Blick auf den Alkoholkonsum hilft ebenfalls. Schlafexpertinnen und Schlafexperten raten meist davon ab, vor dem Schlafen Alkohol zu trinken. Denn unter Promille-Einfluss entspannen sich die Muskeln mehr und mehr, bis das Gewebe im Rachen zu flattern beginnt.
Luftstrom in der Nase
Bei Erkältungen oder Fehlbildungen der Nase kommt zu Behinderungen der Nasenatmung. Damit nimmt das Risiko für die Entwicklung von Schnarchen zu. Denn beim Einatmen durch die verengte Nase nehmen die Sogkräfte im Schlund zu. Solche Veränderungen können anatomisch bedingt sein (z. B. Nasenscheidewandverkrümmung, knöcherne Sporne oder enge Nasenmuscheln) oder aber auch vorübergehende Schwellungen oder Verstopfungen sein (z. B. bei Schnupfen oder Allergien). Die Nase als Ursache ist durchaus ein nicht seltener Grund von Schnarchen.

Für das Schnarchen ist Übergewicht eine der Hauptursachen.
Auch die Mandeln verursachen Schnarchen
Die Rachenmandeln können ebenfalls ein Grund fürs Schnarchen sein: Sind sie sehr groß, werden sie zu Störfaktoren im Luftweg. So kann beispielsweise die an der Rachenoberwand befindliche Gaumenmandel den Luftweg verengen und gerade bei Kindern zu Schnarchen oder sogar Schlafapnoe führen.
Schnarchen durch Polypen
Nasenpolypen sind gutartige, weiche und stark wasserhaltige Wucherungen im Bereich der der Nasenschleimhaut. Sie stammen nicht aus der Nasenhöhle selbst, sondern wachsen aus den Nasennebenhöhlen (z. B. der Kieferhöhle) in die Nasenhaupthöhle. Wegen der durch Polypen behinderten Nase atmen Patienten deshalb lieber durch den Mund, was wiederum das Schnarchen begünstigt.
Gaumen und Zäpfchen
Der weiche Gaumen kann sich kurz und straff mit kleinem Zäpfchen darstellen oder auch wie ein weicher, langer Lappen mit voluminösem Zäpfchen imponieren. Hängt so ein langer weicher Gaumen im Luftweg, kann er anfangen, zu schwingen. Das für das Schnarchen typische Geräusch entsteht.
Rückenlage und Schnarchen
Obwohl Schnarchen in jeder Körperlage – sogar auf dem Bauch – auftreten kann, ist es in der Rückenlage bei fast allen Menschen am intensivsten. Die Schwerkraft wirkt auf die Zunge, die zurückfällt. Besonders problematisch wird es, wenn der Unterkiefer sich dabei öffnet. Dadurch verengt sich der Luftweg noch mehr und es kommt zum Schnarchen – in schweren Fällen sogar zu Schlafapnoe.
Schuld ist auch ein Doppelkinn
Ein für das Schnarchen sehr bedeutsames Gewebedepot liegt am Übergang vom Kopf zum Hals und ist als das „Doppelkinn“ bekannt und gefürchtet. Es drückt den Zungengrund zurück und erhöht den Druck auf den Atemschlauch. Ebenso drückt eventuell im Übermaß vorhandenes Unterhautfettgewebe nach innen und engt somit den Luftweg ein. Übergewicht ist daher eine wichtige Ursache von Schnarchen.
Auffälligkeiten im Kieferbereich
Veränderungen am Kiefer und den Kiefergelenken können Schnarchen begünstigen. Ein typisches Beispiel ist der sogenannte Rückbiss. Der kurze Unterkiefer hat eine Rückwärtsverlagerung der Zunge und Einengung des Schlundes zur Folge. Das Risiko für Schnarchen nimmt mit Ausmaß der Querschnittsverengung in den oberen Atemwegen zu.
Schnarchen: Ursachen bei Frauen

Schnarchen: Die Ursachen sind bei Frauen oft hormonell bedingt.
Im der ersten Hälfte des Lebens schnarchen Männer mehr als Frauen. Ein Grund: Übergewicht kommt bei Männern in dieser Lebensphase häufiger vor als bei Frauen. Außerdem trinken die betroffenen Männer im Durchschnitt mehr Alkohol als Frauen, was eine weitere Antwort auf die Fragen ist, warum Männer intensiver schnarchen.
Diese beiden Faktoren sind wesentliche Ursachen von Schnarchen. Hinzukommt, dass das weibliche Hormon Östrogen das Gewebe straff hält.
Dennoch: Frauen schnarchen auch. Denn die Produktion von Östrogen in der zweiten Lebenshälfte lässt nach und die Entwicklung von Fettdepots wirkt sich nachteilig aus. Die Frauen holen also mit den Jahren auf und schnarchen fast so viel wie der männliche Teil der Gesellschaft.
Alkohol schwächt den Atemschlauch
Alkohol lässt unsere Muskelspannung schwächer werden. Wir torkeln und haben weniger Kraft. Das gleiche passiert mit unserem Atemschlauch, dessen Spannung nachlässt und entsprechend leichter flattert und kollabiert. Wenn er sehr eng wird, fängt man bei zwangsläufig steigender Luftströmung an, zu schnarchen.
Schlaftabletten fördern das Schnarchen
Alle Medikamente, welche die Muskelspannung reduzieren, können Schnarchen auslösen oder begünstigen. Dies sind vor allem Beruhigungsmittel, Muskelentspannungspräparate und auch Schlaftabletten.
Wechseljahre und Schnarchen
Das weibliche Hormon Östrogen hat in Zusammenspiel mit dem Serotoninspiegel einen nicht vollständig aufgeklärten Einfluss auf den Muskeltonus im Atemschlauch. Sein Absinken führt bei Frauen nach den Wechseljahren zu verstärktem Schnarchen und sorgt dafür, dass zwar anfangs die Männer mehr und lauter Schnarchen als die Frauen, diese aber nach den Wechseljahren aufholen und schließlich den Männern dabei in nichts nachstehen.
Schnarchen in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft kommen zwei Faktoren zusammen, die Frauen vermehrt Schnarchen lassen: Durch die hormonelle Veränderung wird das Gewebe weicher, um sich in der Schwangerschaft dehnen zu können. Außerdem kommt es zu einer Gewichtszunahme durch Fett und Wassereinlagerung, was ebenfalls die Platzverhältnisse im Halsbereich verschlechtert. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass die Wände des Atemschlauchs durch den Atemstrom in Schwingungen geraten, was zu den für Schnarchen typischen Ursachen zählt.
Schnarchen bei Kindern
In fast allen Fällen, in denen Kinder schnarchen, liegt die Ursache im oberen Bereich des Atemschlauchs: Nasenpolypen, eine große Gaumenmandel oder geschwollene Rachenmandeln engen den Atemweg ein und fangen entweder selber an, im Luftstrom zu flattern, oder aber führen zu einer verstärkten Mundatmung, wodurch es eher zum Schnarchen kommt.
Darüber hinaus findet sich Schnarchen oft bei Kindern mit sogenannter mandibulärer Retrognathie, mit Kreuzbiss, offenem Biss oder mit kraniofazialen Fehlbildungen (problematischem Schädelwachstum) durch z. B. einem zu engen Oberkiefer bzw. einem zu engen Rachen, wodurch obere Atemwege insgesamt verkleinert sind. Gefährdet sind insbesondere auch Kinder mit Trisomie 21, Pierre-Robin-Sequenz und Gaumenspalte.
Schnarchen wird oft nicht beachtet
Vielen Ärztinnen und Ärzten ist der Zusammenhang zwischen ihrem Fachgebiet und ruhiger nächtlicher Atmung oftmals nicht bekannt. So können beispielsweise starkes Schnarchen mit Luftströmungsbehinderung und Schlafapnoe Quellen von „Essentiellem Hypertonus“, also Bluthochdruck ohne greifbare Ursache, sein.
Ähnlich ist es bei Depressionen, welche häufig nur medikamentös behandelt werden. Dabei kann für diese der schlechte Schlaf häufig ebenfalls als Ursache ausgemacht werden. Somit wäre eine schlafmedizinische Versorgung in einigen Fällen zielführender. Zumal Antidepressiva eine Gewichtszunahme verursachen können, was zu den Ursachen von Schnarchen zählt.
Libidoprobleme, nächtlich häufiges Wasserlassen und Parodontitis im Frontzahnbereich sind weitere Beispiele für Folgen von Schnarchen und Schlafapnoe. Unterbricht der Atemfluss mindestens 15-mal pro Stunde Schlaf, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer klinisch relevanten „obstruktiven Schlafapnoe“.

Ist der Arzt nicht schlafmedizinisch geschult, bleiben die Gründe für das Schnarchen oft verborgen.
Dieses Krankheitsbild kann sich auch bei Menschen herausbilden, die zuvor kaum oder gar nicht durch Schnarchen auffällig geworden sind. In einem solchen Fall sollte man dann über eine Schlafapnoetherapie nachdenken. Zunächst müssen aber die Ursachen vom Schnarchen abgeklärt werden.
Es zeigt sich: Beim Thema Schlaf bzw. Schnarchen und seinen Ursachen geht es nicht nur um das „Ausgeruhtsein“ am nächsten Morgen, sondern es berührt den Bereich der ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge. Es sollte daher vermehrt mit Schlafmedizinern interdisziplinär zusammengearbeitet werden.